Sicher habt ihr es mitbekommen - letzte Woche Mittwoch ist Karlheinz Stockhausen gestorben. Den meisten von uns ist sein Name bestimmt schon einmal untergekommen. Vielfach im Zusammenhang mit "schräger" Musik, zu der man kaum einen Zugang finden kann.
Nichts desto trotz hat er einige wesentlichen Musikstile geprägt (Serialismus, intuitive Musik, Formelmusik, elektronische Musik) und gilt als Vater der elektronischen Musik. Angefangen hat die elektronische Musik mit Sinus- und anderen Generatoren, dem Abspeichern auf Magnetbändern, dem Zerschnippeln der Bänder und dem Aufkleben der Stücke auf Weißband. Eine absolut mühevolle Arbeit.
Stockhausen arbeitete aber auch später mir "normalen" Synthies, z.B. EMS System 100 und mit Aufnahmesoftware wie Protools. Besonders interessant ist seine "intuitive" Musik, die eine Art der Improvisation darstellt, die weit über das Improvisationskonzept des Blues / Jazz hinausgeht. In seiner Stückesammlung "Aus den sieben Tagen" sind kurze Texte mit Ideen (auch außermusikalische) Grundlage für Gruppenimproviastionen. Wäre sicher auch mal was für die EK-Lounge ... "Setzt die Segel zur Sonne"
Gruss HaDi
Stockhausen gestorben
Re: Stockhausen gestorben
Jo, warum eigentlich nicht. Das könnte man ja mal ausprobieren.HaDi hat geschrieben:In seiner Stückesammlung "Aus den sieben Tagen" sind kurze Texte mit Ideen (auch außermusikalische) Grundlage für Gruppenimproviastionen. Wäre sicher auch mal was für die EK-Lounge ... "Setzt die Segel zur Sonne"
Gruss HaDi
- HaDi
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ob ich am 28.12. kann, weiss ich noch nicht, hängt von unserer noch offenen Urlaubsplanung ab. Trotzdem hier schon mal einige Details vom Stück "Setz die Segel zur Sonne":
Die Spielanweisungen lauten:
"Spiele einen Ton so lange /
bis Du seine einzelnen Schwingungen hörst //
Halte ihn /
und höre auf die Töne der anderen - auf alle zugleich, nicht auf einzelne - und bewege langsam Deinen Ton /
bis Du vollkommene Harmonie erreichst /
und der ganze Klang zu Gold /
zu reinem, ruhig leuchtendem Feuer wird"
Das Stück wurde 1969 zum erstenmal aufgeführt in der Besetzung:
Elektronium, Tamtam mit Mikro, Klavier, Kontrabass, Bratsche mit Mikro, Klarinette, Bassetthorn, Tenorsaxophon, Taragod (?), Schlagzeug und Stockhausen an Filtern und Mixer für Tamtam und Bratsche.
Zum genaueren Verständnis der Spielanweisungen einige Kommentare:
Das Stück ist ein Prozess, der sich für jeden Spieler in 4 Stadien ereignet: Auf einen Ton hören - auf die Töne der anderen hören - den eigenen Ton bewegen - Harmonie erreichen.
Die scheinbar außermusikalische Wendung am Schluß des Textes hat die Erfahrung zum Ursprung, die man bei der Übung macht, sich bei geschlossenen Augen völlig entspannt auf das durch die Augenlieder dringende Licht zu konzentrieren und für möglichst lange Zeit keine Bilder oder Gedanken in sich entstehen zu lassen: man erreicht dann im harmonischen Zustand eine milde Goldfarbe, die auch in "ruhig leuchtendem Feuer" wahrzunehmen ist. Bei völligem Einswerden mit dem KLang wird der KLang auch zur Farbe.
Durch mündliche Ergänzungen von Stockhausen bei verschiedenen Proben, kann man noch folgendes sagen:
- Harmonie bedeutet nicht nur Harmonie der Tonhöhen (schon gar nicht im Sinne von C-Dur o.ä.), sondern
- auch Harmonie der überlagerten Rhythmen (geradzahlige Verhältnisse)
- Harmonie der Lautstärken (keine sich verdeckenden, zerstörenden Lautstärken etc.)
- Harmonie der KLangfarben (ausbalanciertes Verhältnis von Geräusch und Ton etc.)
Auf Wunsch kann ich gern noch mehr Erläuterungen vor Ort geben. Ich habe zwei verschiedene Aufnahmen: einmal mit Stockhausen (Original) und einmal mit einer amerikanischen Studentengruppe - beide sehr interessant. Das Stück benötigt allerdings keinen Dirigenten, sondern eher meditative Ruhe und keine vorherigen Absprachen. Wollen wir uns mal auf so ein Experiment einlassen? Freiwillige vor
EK-Longe plays the music auf Karlheinz
Die Spielanweisungen lauten:
"Spiele einen Ton so lange /
bis Du seine einzelnen Schwingungen hörst //
Halte ihn /
und höre auf die Töne der anderen - auf alle zugleich, nicht auf einzelne - und bewege langsam Deinen Ton /
bis Du vollkommene Harmonie erreichst /
und der ganze Klang zu Gold /
zu reinem, ruhig leuchtendem Feuer wird"
Das Stück wurde 1969 zum erstenmal aufgeführt in der Besetzung:
Elektronium, Tamtam mit Mikro, Klavier, Kontrabass, Bratsche mit Mikro, Klarinette, Bassetthorn, Tenorsaxophon, Taragod (?), Schlagzeug und Stockhausen an Filtern und Mixer für Tamtam und Bratsche.
Zum genaueren Verständnis der Spielanweisungen einige Kommentare:
Das Stück ist ein Prozess, der sich für jeden Spieler in 4 Stadien ereignet: Auf einen Ton hören - auf die Töne der anderen hören - den eigenen Ton bewegen - Harmonie erreichen.
Die scheinbar außermusikalische Wendung am Schluß des Textes hat die Erfahrung zum Ursprung, die man bei der Übung macht, sich bei geschlossenen Augen völlig entspannt auf das durch die Augenlieder dringende Licht zu konzentrieren und für möglichst lange Zeit keine Bilder oder Gedanken in sich entstehen zu lassen: man erreicht dann im harmonischen Zustand eine milde Goldfarbe, die auch in "ruhig leuchtendem Feuer" wahrzunehmen ist. Bei völligem Einswerden mit dem KLang wird der KLang auch zur Farbe.
Durch mündliche Ergänzungen von Stockhausen bei verschiedenen Proben, kann man noch folgendes sagen:
- Harmonie bedeutet nicht nur Harmonie der Tonhöhen (schon gar nicht im Sinne von C-Dur o.ä.), sondern
- auch Harmonie der überlagerten Rhythmen (geradzahlige Verhältnisse)
- Harmonie der Lautstärken (keine sich verdeckenden, zerstörenden Lautstärken etc.)
- Harmonie der KLangfarben (ausbalanciertes Verhältnis von Geräusch und Ton etc.)
Auf Wunsch kann ich gern noch mehr Erläuterungen vor Ort geben. Ich habe zwei verschiedene Aufnahmen: einmal mit Stockhausen (Original) und einmal mit einer amerikanischen Studentengruppe - beide sehr interessant. Das Stück benötigt allerdings keinen Dirigenten, sondern eher meditative Ruhe und keine vorherigen Absprachen. Wollen wir uns mal auf so ein Experiment einlassen? Freiwillige vor
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Zuletzt geändert von HaDi am 13. Dez 2007, 15:52, insgesamt 1-mal geändert.
- Timber
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Wie schön!!!
Keep on S.E.T.I. !
http://individual-totem.com
http://nta-project.bandcamp.com/
http://artoffact.com
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